Abrash

Abrasch bezeichnet Farbabweichungen, die entstehen, wenn die Wolle zu Ende geht und mit neu eingefärbter Wolle, deren Farbton leicht abweicht, weitergewebt wird. Dies war vor allem früher der Fall, als ausschließlich mit Naturstoffen gefärbte Wolle verwendet wurde, deren Farbintensität auch von Art und Dauer der Lagerung abhängig war. Bei Kelims kann Abrasch als Qualitätsmerkmal bezeichnet werden, da es eine Bereicherung des Kolorits darstellt und die Authenzität des Stückes erhöht.

 

Afshar (Avshar)

Die Volksgruppe der Afschar sind türkischstämmige Halbnomaden und Bauern, die, obwohl sie in erster Linie für ihre Produktion attraktiver Knüpfteppiche bekannt sind,  insbesondere für die quadratischen Sofrehs sind. Die Afsharen bewohnen weit verstreute Regionen: die Afsharen von Azerbeijan im Nordwesten südlich von Tabriz, die Afsharen von Khorassan im Nordosten, nahe von Mashad, die Afsharen von Khuzestan, im Südwesten, und die Afsharen von Kerman, im Süden, die die größte Gruppe bilden.

 

Cicim-Technik

"Cicim" ist eine Broschiertechnik, bei der mit dem Grundgewebeschuss farbige Musterschüsse, die mehrere Kettfäden überspringen können, miteingegeben werden. Das dadurch entstehende Muster sieht wie eine Stickerei aus.

 

Jajim (Djadjim, Dschadschim)

Diese Gruppe von Flachgeweben werden zumeist in Kettmustertechnik gewebt, einer Technik, dabei bestimmt die Kette Farbe und Musterung, während die Schussfäden unsichtbar bleiben. Kette und Schuß bestehen meistens aus Wolle. Die schmalen, der Länge nach aneinandergenähten Kelimstreifen werden vor allem als Decken, Ofendecken, Bettzeugbehälter und Packtücher verwendet.

 

Kelim

Das Wort Kelim für Flachgewebe oder Teppich ohne geknüpften Flor ist in verschiedenen Variationen (Gelim, Kilim, Kylym) von Nordosteuropa über den Balkan bis zum östlichen Mittelmeeraum und bis in den zentralasiatischen Raum zu finden. Kelims werden von Nomaden, Halbnomaden und in manchen Gebieten von der ländlichen Bevölkerung vorwiegend für den persönlichen und familiären Gebrauch hergestellt und finden als Bodenbelag, Wandbehang, Kissen, Aufbewahrungsbehälter, Tragtaschen und Tierdecken Verwendung. In der nomadischen und bäuerlichen Kultur nahmen die gewebten Teppiche und Textilien eine wichtige Stellung ein. Unter anderem waren diese Flachgewebe ein Hauptbestandteil der Mitgift der Braut. Die Qualität der Mitgift wiederum war ein wichtiger Indikator für Rang und Stellung einer Familie. Jeder handgewebte Kelim hat seine eigene, individuelle Geschichte.

 

Rukorsi (Sofreh rukorsi)

Bedeutet Ofendecke und ist ein Ausdruck, der für größere Quadrate ab ca. 150 x 150 cm verwendet wird. Im Winter wurden Holzkohle- und Brotöfen mit einigen Lagen Filz bedeckt, obenauf wurde ein Rukorsi gelegt, der eine wärmende Familiendecke ergab.

 

Schlitztechnik

Eine Besonderheit unter den Kelimteppichen sind die sogenannten Schlitzkelims, bei denen innerhalb gerader Musterabschnitte jeweils an genau der gleichen Kette der Schussfaden umgekehrt wird, so dass im Gewebe ein Schlitz entsteht.

 

Shahsavan

Bei den Shahsavan handelt es sich um einen bedeutenden Stammesverband turksprachiger Völker, die Nomaden oder Halbnomaden sind und in vier große Gruppen unterteilt werden können: die Shahsavan von Moghan, die im Nordwesten zwischen Armenien, Azerbeijan und dem Kaspischen Meer angesiedelt sind. Die Schahsavan von Hashtrud und Mianeh im Nordwesten südlich von Tabriz, die Shahsavan von Khamseh und Bijar im Nordwesten, Kurdistan, und die Shahsavan von Quazvin, Saveh und Veramin. Einige Stammesangehörige sind mittlerweile in den Provinzen Fars, Khorassan sesshaft geworden.

 

Shilaki

Bezeichnung für eine spezielle Gruppe sehr weicher Flachgewebe (Kette und Schuss aus Wolle) mit Motiven in Wickeltechnik.

 

Sirjan

Sirdschan ist eine Großstadt in der Provinz Kerman.

 

Sofreh

Als Sofrehs werden allgemein kleinformatige, meist quadratische Flachgewebe bezeichnet. Nomaden Belutschistans und des Südostens verwenden kleine Sofrehs in der Größe von 1-2 m² als Aufbewahrungsbehältnis für frisch gemachten Teig oder frisches Brot. Lange, schmale Sofrehs dienen als Tafeltücher, auf denen Speisen angerichtet werden.

 

Soumak

Komplexe Wickeltechnik. Das Muster entsteht, indem der ganze Schuss in fortlaufenden Schlingen eingetragen wird - im Gegensatz zu anderen Wickeltechniken, wo das Muster durch zusätzliche Flottier- oder Schlingenschüsse entsteht. Diese Technik wird besonders im Kaukasus und Belutschistan verwendet.

 

Verneh

Verneh ist eine Flachgewebetechnik, die den Eindruck macht, als wären die Muster aufgestickt. Tatsächlich entstehen sie durch umschlingendes Wickeln eines leinwandbindigen Grundgewebes. Verwendungszwecke waren Wandschmuck, Decken, Vorhänge, etc. Nur die Moghan-Shahsavan stellen  Bodendecken her, die die spezielle Webstruktur der Vernehs aufweisen. Die üblichen Formate betragen ca. 100 x 300 cm. (Torba, 2/1999, 7. Jg., S. 9).

 

 

Farben

Feine Farbpaletten aus pflanzlichen und mineralischen Farbstoffen

Bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts wurde ausschließlich mit Farbstoffen pflanzlicher, tierischer und mineralischer Herkunft gearbeitet. Nomaden- und Halbnomadenstämme gewannen ihre Färbemittel aus eigenen Farbrezepten vor allem aus Kräutern, Blumen, Wurzeln und Früchten ihrer Weideländer. In Dörfern und Städten brachte man die Wolle zu Berufsfärbern. Aber selbst Volksstämme, die in Wüsten und unfruchtbaren Gegenden angesiedelt waren, und sich keine von Händlern angebotenen Pigmente leisten konnten wie etwa die Belutschen, entwickelten feine Farbpaletten. Sie kombinierten die verschiedensten Nuancen ungefärbter Wolle. Mit dem Weiß, Creme und Braun der Schafwolle, den Brauntönen vom Kamelhaar, sowie der grauen und schwarzen Wolle ihrer Ziegen erreichten sie subtil gefärbte Textilien.

 
Anilin als Färbemittel
Die erst um 1850 in England synthetisch hergestellte Farbe war ein violetter Farbton. Bald danach wurde in Labors eine große Palette an sogenannten Anilinfarben entwickelt. Anilinfarben kamen gegen Ende des 19. Jahrhunderts auf den Markt, um den Färbungsprozess zu beschleunigen, was in der Teppich- und Kelimproduktion den Einsatz zahlreicher, nicht immer harmonisch abgestimmter Farben zur Folge hatte. Anilin hatte meist eine grelle Farbwirkung und verblasste schnell, da es nicht licht- und waschecht war. Zudem trocknete es die Wolle aus, was wiederum zum Bruch der Wollfaser führen konnte. 1903 wurde in Persien die Anwendung und der Import von Anilin verboten.
 
Einsatz von Farben
Die seit den 1960er Jahren verwendeten chemischen Farben sind bezüglich Haltbarkeit und Farbqualität kaum von den Naturfarben zu unterscheiden. Die Weberinnen der Nomadenstämme und der regionalen Bevölkerung verwendeten nach wie vor natürliche Färbemittel für die Grundfarben – Rot, Blau, usw. und eventuell synthetische Farben für Farbtöne, die mit natürlichen Mitteln schwierig herzustellen waren bzw. um die Farbpalette zu erweitern. In den heutigen Teppich- und Kelimmanufakturen wird üblicherweise eine Mischung von synthetischen Farben und Naturfarben verwendet.

 

Muster 

Über Generationen hinweg haben die Weberinnen der verschiedenen Nomadenstämme die überlieferten Muster und Motive variiert und auf diese Weise weitergegeben, sodass jedes gewebte Exemplar ein einzigartiges Original darstellt. Seit Jahrzehnten geht jedoch die Existenz der Nomaden zurück, und damit auch die Produktion an Kelims für den Eigengebrauch.